Die gemeinsame Ukraine-Hilfe von netzwerk mensch als gemeinnützige Initiative der big. bechtold-gruppe, dem Agaplesion Diakonieklinikum Hamburg und dem ÄrzteNetz Hamburg e.V. beantwortet diese Frage mithilfe einer ganz besonderen Kooperation, bei der unterschiedliche Partner ihr spezifisches Know-how einbringen. Dazu kommt das persönliche Engagement von den Ärzten Dr. Eva-Maria Arlt und Dr. Oleg Yastrebov vom Agaplesion Diakonieklinikum Hamburg, die sich um die bedarfsgerechte Beschaffung und die gezielte Verteilung von chirurgischer Medizintechnik und Medikamenten an Krankenhäuser im Krisengebiet kümmern.
Bereits seit Kriegsbeginn gibt es unsere einmalige Hilfsaktion, die außergewöhnlich effizient arbeitet und dabei punktgenau hilft. Auf diese Weise wurden bis heute Medikamente, Operationsmaterialien sowie hochspezialisierte Medizingeräte mit einem Marktwert von fast einer Million Euro in ukrainische Kliniken geliefert. Alles kommt gezielt bei der Versorgung der Kriegsverletzten zum Einsatz. Über 600 private Unterstützer:innen und Unternehmen haben mit Geld- und Sachspenden einen wichtigen Beitrag geleistet.
Der Krieg dauert nun schon lange an – wie entwickelt sich die Spendenbereitschaft?
Dr. Eva-Maria Arlt: Wir haben in diesem Jahr schon wieder Hilfsgüter und medizinische Geräte für rund 100.000 Euro eingekauft, was ich angesichts der langen Dauer des Krieges und einer damit oft einhergehenden nachlassenden Spendenbereitschaft als großen Erfolg werte. Wir gehen sehr vorsorglich mit den Geldern um und geben nie alles aus, damit wir im Notfall schnell Hilfe zur Verfügung stellen können. Wir sind dem humanitären Erfolg verpflichtet. Das treibt uns an.
Drei interessante Fakten zu unserer Ukraine-Hilfe
- Punktgenau: Die Lieferungen gehen vor allem an Kliniken in Dnipro und Zaporogje. Beide Orte liegen im unmittelbaren Kriegsgebiet.
- Wirkungsvoll: Alleine im Mechnikova Hospital in Dnipro werden täglich mehrere Hundert Kriegsverletze versorgt.
- Effizient: Immer wieder gelingt es Dr. Eva-Maria Arlt, medizinisches Gerät sehr günstig einzukaufen – beispielsweise zwölf Fixateur-Systeme (ein Haltesystem bei Verletzungen) für 3.000 Dollar. Das ist weniger als ein Zehntel des marktüblichen Listenpreises.
Bekommen Sie Rückmeldungen zum konkreten Einsatz der Hilfsgüter?
Dr. Oleg Yastrebov: Sehr viele. Unsere Kontakte senden uns Fotos oder Videos zu, auf denen wir sehen können, was die gespendeten Geräte im medizinischen Einsatz bewirken. Was die Hilfsmittel angeht, konzentrieren wir uns auf Rettungsmedizin für die Versorgung an der Front und größere Einzelanschaffungen für Krankenhäuser.
Wie kam es zu dieser Spendenaktion und was für eine Erfahrung hatten Sie im Vorfeld?
Dr. Oleg Yastrebov: Der erste Impuls für die Aktion ging von mir aus, denn ich stamme aus der Ukraine und habe deshalb hier viele persönliche Kontakte – auch zu Krankenhäusern. Das Ganze wäre aber nicht möglich gewesen ohne die Unterstützung meiner Kollegin Dr. Eva-Maria Arlt, die mir sehr schnell ihre Hilfe anbot.
Dr. Eva-Maria Arlt: Allerdings wusste ich auch nicht, was man etwa bei der Einrichtung von Spendenkonten zu beachten hat. Deshalb habe ich mich an Daniela Bechtold, die geschäftsführende Gesellschafterin der big. bechtold-gruppe, gewandt. Wir kennen uns seit vielen Jahrzehnten persönlich. Das war ein wichtiger Schritt für unsere Idee, denn bei netzwerk mensch – der gemeinnützigen Initiative der big. bechtold-gruppe – ist das organisatorische Know-how rund um diese Aufgabe vorhanden. Hier erfolgt die Buchhaltung zu unserer gemeinsamen Spendenaktion. Ohne diese Unterstützung von netzwerk mensch hätte die Aktion nicht so groß werden können. Jeder Partner bringt also sein spezifisches Know-how ein. Das macht unsere Aktion auch so einmalig.
Wie finden Sie immer wieder neue Spender:innen und Unterstützer:innen?
Dr. Eva-Maria Arlt: Wir machen an vielen Stellen Werbung für diese Aktion – zum Beispiel im Rahmen von Vorträgen. Zudem rufe ich persönlich bei Firmen an und bitte um Spenden oder handle Rabatte für chirurgische Instrumente aus. Gerade zu Beginn der Aktion musste ich dazu an vielen Abenden stundenlang telefonieren. Wir haben mittlerweile ein großes Netzwerk und stehen beispielsweise mit Stiftungen in Kontakt, die uns bei Bedarf gezielt mit größeren Summen unterstützen.
Auf welche Weise wird das eingesammelte Geld eingesetzt?
Dr. Eva-Maria Arlt: Wir versuchen immer, die Spendengelder bestmöglich nutzen und dabei die Beschaffungskosten für Medizintechnik und Medikamente abzusenken. Was das konkret bedeutet, zeigt ein aktuelles Beispiel aus dem Bereich der Wundversorgung. Hierfür benötigen Sie idealerweise Vakuumpumpen, die im Normalfall einen fünfstelligen Eurobetrag kosten. Wir haben sie stattdessen zum Selbstkostenpreis für rund 150 Dollar von SONA Global bekommen. Das ist eine NGO mit Sitz in den USA, die ein Patent für besonders robuste Pumpen angemeldet hat – ohne jedes Gewinnziel.
Wie kam der Kontakt zustande?
Dr. Eva-Maria Arlt: Das ist ein gutes Beispiel für unser Netzwerk. Dr. Matthias Baumann, ein Freund und ehemaliger Kollege, verwies mich auf Prof. em. Dankward Höntzsch von der Uni Tübigen, der sich bei SONA Global engagiert. Ich habe ihn angesprochen, ob er uns helfen kann. Er hat sich persönlich darum gekümmert, dass die Pumpen sehr schnell produziert wurden – von der Herstellung bestimmter Komponenten in China über die Lieferung und Montage in den USA bis zur Versendung nach Hamburg.
Wo und wie kommen die beschafften Güter in der Ukraine zum Einsatz?
Dr. Oleg Yastrebov: Es ist uns sehr wichtig, dass die gesamte Medizintechnik und alle Medikamente zur Versorgung der Kriegsverletzten in der Ukraine eingesetzt werden Dabei setzen wir einerseits auf meine persönlichen Kontakte, wobei ich den Bedarf individuell mit Krankenhäusern und Ärzten abspreche und immer sehr genau nachhake: Wohin genau sollen die Hilfsmittel geliefert werden, wer ist dort zuständig und können wir mit den Verantwortlichen sprechen.
Wie geht es Ihnen persönlich angesichts der langen Kriegsdauer?
Dr. Oleg Yastrebov: Ich merke in meinem Umfeld, wie der Krieg und seine Auswirkungen näher kommen. Fast jeder hat Freunde, Nachbarn, Bekannte oder Angehörige verloren. Diese Schicksale können einen nicht kalt lassen.
Unser besonderer Dank geht an:
- Prof. Ryschenko, Prof. Golovaha und Dr. Ershov, Zaporogje in der Ukraine
- Dr. Novikov, Dr. Pylypko und Dr. Grinenko, Kiew
- Kiran Agarwal-Harding, Orthopäde und Unfallchirurg am Beth Israel Deaconess Medical Center und Gründer von SONA Global, Boston
- Prof. em. Dankward Höntzsch, Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Tübingen
- Stanislav Lynok und allen anderen unseren Transporteuren für die sichere Lieferung der Hilfsgüter auf eigene Kosten und Gefahr
- Verena Fischer von der netzwerk mensch ggmbh, die die komplette Buchhaltung des Projekts verantwortet
- alle über 600 privaten Unterstützer:innen und alle Unternehmen
Unterstützen Sie gemeinsam mit uns die ärztliche Notversorgung in der Ukraine:
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